Dienstag, 20. Oktober 2015

[ #gesundheit ] Macht Arbeit krank? - Erkenntnisse der Arbeitsmedizin zu depressiven Erkrankungen

Eine Studie der deutschen Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat den Einfluss der Arbeitsbedingungen bei der Entstehung von Depressionen untersucht. Erstmals wurden die Arbeitsintensität und der Tätigkeitsspielraum der Angestellten objektiv gemessen, anstatt sich auf subjektive Einschätzungen zu beziehen.

Objektive Messung statt subjektiver Einschätzung. Die Studie der BAuA hat versucht, diese Untersuchungsmängel zu beseitigen, indem die Arbeitsbedingungen unabhängig von den Feststellungen und Selbsteinschätzung der Beschäftigten objektiv bewertet wurden. 517 deutsche Beschäftigte aus drei Branchen (Banken und Versicherungen, Gesundheitswesen und Öffentlicher Dienst) nahmen an der Studie teil. Es wurden objektive und subjektive Arbeitsanalysen durchgeführt. Depressionen wurden anhand des standardisierten klinischen Interviews und depressive Verstimmungen mittel eines Screening-Verfahrens diagnostiziert.

Das Ergebnis. Die (objektiv bewertete) Arbeitsintensität steht mit dem Auftreten von Depressionen in Zusammenhang. Das heißt: Je höher die objektive Arbeitsbelastung, desto häufiger traten sowohl Depressionen als auch depressive Verstimmungen bei den Beschäftigten auf. Ein Zusammenhang nach dem subjektiven Prinzip "Je geringer der Handlungsspielraum, desto höher die Wahrscheinlichkeit an einer Depression zu erkranken" konnte nicht bestätigt werden.
Der vollständige Forschungsbericht "Untersuchung arbeitsbedingter Ursachen für das Auftreten von depressiven Störungen" (F 1865) von R. Rau, N. Gebele, K. Morling und U. Rösler, ISBN: 978-3-88261-114-4, kann kostenlos herunter geladen werden (siehe unten Link).
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt. Sie ermöglichen Unternehmen wie auch der gesamten Volkswirtschaft einen Vorsprung im globalen Wettbewerb. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben - im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Rund 660 Beschäftigte arbeiten am Hauptsitz in Dortmund und den Standorten Berlin, Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.

[Der Vorkoster]⇒
Inhaltsverzeichnis zur Orientierung vor dem Herunterladen:
Kurzreferat 7
Abstract 8
Einleitung 9
Aufbau des Forschungsberichtes 10
1 Prävalenz depressiver Störungen in der erwerbstätigen 11
Bevölkerung Deutschlands und theoretischer
Hintergrund der Studie
1.1 Störungsbild der Depression und Prävalenz depressiver Erkrankungen 11
1.1.1 Unipolare affektive Störungen – Störungsbild und diagnostische Kriterien 11
1.1.2 Prävalenz depressiver Störungen in der erwerbstätigen und 12
erwerbsfähigen Bevölkerung in Deutschland
1.2 Physiologische Veränderungen bei Stress als mögliche gemeinsame 15
Grundlage der depressiven und kardiovaskulären Erkrankungen
1.3 Arbeit und Depression – ein Überblick über den aktuellen 18
Forschungsstand
1.3.1 Depression untersucht in Beziehung zum Job Demand/Control Modell 19
1.3.2 Depression untersucht in Beziehung zum Effort/Reward- 24
Imbalance Modell
1.3.3 Depression in Beziehung zu weiteren Merkmalen der Arbeit 27
2 Kritische Wertung des Forschungsstands und Ziel des 30
Forschungsprojektes
2.1 Kritische Wertung des Forschungsstands 30
2.2 Ziele des Forschungsprojektes 33
2.3 Fragen, die im Rahmen des Projektes zusätzlich zur Frage zum 34
Zusammenhang von Arbeit und Depression beantwortet werden
sollen (Teil B)
3 Methoden (Teil A und B) 37
3.1 Stichprobe und Untersuchungsfelder 37
3.2 Methoden der Datenerfassung 40
3.2.1 Arbeitsanalyse 40
3.2.2 Depressionserfassung 43
3.2.3 Erfassung weiterer Beanspruchungsfolgen 44
3.2.4 Kontrollierte Variablen 45
3.3 Untersuchungsdurchführung 46
3.4 Statistische Datenaufbereitung 47
3.4.1 Logistische Regression 47
3.4.2 Lineare Regression 48
4 Ergebnisse Teil A: Zusammenhang Arbeit und Depression 49
4.1 Objektiv und subjektiv bewertete Arbeitsmerkmale und 49
Major Depression
4.1.1 Ergebnisse zum Zusammenhang von Arbeitsintensität, 51
Tätigkeitsspielraum und Major Depression (Job Demand/Control Modell)
4.1.2 Ergebnisse zum Zusammenhang von Merkmalen der 56
arbeitsbedingten sozialen Interaktion und Major Depression
4.1.3 Ergebnisse zum Zusammenhang von beruflichen Arbeitsanforderungen 59
und Belohnung mit Major Depression (Effort/Reward-Imbalance Modell)
4.2 Objektiv und subjektiv bewertete Arbeitsmerkmale und Depressivität 62
4.2.1 Ergebnisse zum Zusammenhang von Arbeitsintensität, 63
Tätigkeitsspielraum und Depressivität (Job Demand/Control Modell)
4.2.2 Ergebnisse zum Zusammenhang von Merkmalen der arbeitsbedingten 66
sozialen Interaktion und Depressivität
4.2.3 Ergebnisse zum Zusammenhang von Arbeitsaufwand (Effort) und 68
Belohnung (Reward) mit Depressivität (Effort/Reward-Imbalance Modell)
5 Diskussion Teil A: Zusammenhang Arbeit und Depression 71
6 Teil B 78
6.1 Cortisolsekretion und Depression – Erste Ergebnisse zu psychoendo- 78
krinologischen Indikatoren bei Erwerbstätigen mit vs. ohne Depression
6.1.1 Theorie 78
6.1.2 Methoden 79
6.1.3 Ergebnisse 82
6.1.4 Diskussion 84
6.2 Zusammenhänge zwischen Arbeitsbedingungen und Erholungszustand 85
6.2.1 Theorie 85
6.2.2 Methoden 85
6.2.3 Ergebnisse 86
6.2.4 Diskussion 90
6.3 Zusammenhänge zwischen Arbeitsbedingungen und 94
arterieller Hypertonie
6.3.1 Theorie 94
6.3.2 Methoden 95
6.3.3 Ergebnisse 99
6.3.4 Diskussion 101
6.4 Zeitliche Imbalance zwischen Arbeits- und Privatleben als 105
Risikofaktor für die Entstehung von Depressionen
6.4.1 Theorie 105
6.4.2 Methoden 109
6.4.3 Ergebnisse 112
6.4.4 Diskussion 114
7 Ausblick: Anleitung für die Praxis 116
7.1 Arbeit und Gesundheit – Gefährdungsbeurteilung psychischer 116
Belastungen
7.2 Beispiele für mögliche Maßnahmen 117
Literaturverzeichnis 122
Tabellenverzeichnis 139
Abbildungsverzeichnis 142
Anhang 143
Anhang 1 Einverständniserklärung 143
Anhang 2 Standardisiertes Interview 144
Anhang 3 Maastricht Questionnaire (Form B, autorisierte deutsche Übersetzung) 149
Anhang 4 Kriterien für eine Episode einer Major Depression 150

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