Geworben wird dafür mit einer angeblichen Unterversorgung. Doch die DEUTSCHE Nationale Verzehrsstudie II zeigt, dass gerade die Personen, die eine gute Zufuhr an Nährstoffen aufweisen, besonders häufig nach Vitaminen und Mineralstoffen in Tablettenform greifen. Dabei kann es auch zu einer Überversorgung kommen.
Auf Basis der repräsentativen Nationalen Verzehrsstudie II (NVS II) haben Wissenschaftler des Max Rubner-Instituts ausgewertet, welche Vitamine und Mineralstoffe von der Bevölkerung in Deutschland als Nahrungsergänzungsmittel oder sogenannte Supplemente verwendet und welche Nährstoffmengen dadurch zugeführt werden. Unter Supplementen versteht man dabei alle nicht über Lebensmittel zugeführten Nährstoffe, also Nahrungsergänzungsmittel, aber auch Medikamente mit Vitamin- oder Mineralstoffzusatz, etwa Schmerzmittel mit Vitamin C. Es wurde zudem die Gesamtnährstoffzufuhr an Vitaminen und Mineralstoffen betrachtet, die aus der Nährstoffzufuhr über Lebensmittel und Supplemente resultiert.
Zu Supplementen greift fast ein Drittel der Befragten – und das obwohl bei den meisten Vitaminen die mittlere Zufuhr den Referenzwerten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) entspricht oder diese sogar übersteigt. Im Alter von 35 bis 50 Jahren werden am meisten Supplemente eingenommen.
Es zeigte sich, dass obwohl in Deutschland im Allgemeinen ausreichend Nährstoffe über Lebensmittel aufgenommen werden, ein erheblicher Teil der Bevölkerung zu Supplementen greift (fast ein Viertel). Dabei nehmen gerade die Personen Supplemente, die bereits durch eine günstige Lebensmittelauswahl eine gute Nährstoffzufuhr haben. Dadurch steigt die jeweilige Nährstoffzufuhr erheblich, bis hin zu einer Überschreitung der von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) angegebenen tolerierbaren Tageshöchstmenge. Ohne Berücksichtigung der zugeführten Nährstoffmengen über Supplemente ergab die Auswertung für die Gruppe der Supplement-Nehmer bei vielen über Lebensmittel zugeführten Nährstoffen eine höhere Zufuhr (z. B. an Folat, Magnesium) als bei Personen, die keine Supplemente verwenden.
Die Studie zeigt auch die unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten von deutschen Männern und Frauen auf. So essen Männer doppelt soviel Fleisch, Wurstwaren und Fleischerzeugnisse wie Frauen. Täglich essen sie 103 Gramm davon. Bei Frauen landen pro Tag nur 53 Gramm auf dem Teller.Die Auswertung zeigte, dass mehr Frauen als Männer Supplemente einnehmen (30 % vs. 19 %). Der Anteil der Supplementnehmer in der Bevölkerung liegt möglicherweise jedoch noch höher, da die unregelmäßige oder periodisch erfolgende Einnahme methodisch bedingt nicht erfasst werden konnte. Den geringsten Anteil an Supplement-Nehmern fanden die Wissenschaftler in der Gruppe der 15 bis 18-jährigen Frauen (10 %) und den 19-24-jährigen Männern (12 %), wohingegen der Anteil in der Gruppe der 65-80-jährigen bei beiden Geschlechtern am höchsten ist (Frauen: 46 %; Männer: 30 %). Sowohl von Männern als auch von Frauen werden am häufigsten die Vitamine C und E sowie die Mineralstoffe Magnesium und Calcium supplementiert.
Beurteilt wird die Versorgung auf Basis der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zusammen mit den entsprechenden Fachverbänden in der Schweiz und in Österreich herausgegebenen Referenzwerten (D-A-CH-Referenzwerte). Für Vitamin C, E, Niacin und Folsäure erreichen die Befragten allein durch Supplemente im Mittel zwischen 50 und 100 Prozent des Referenzwertes, für die Vitamine B1, B2 und B6 liegen sie sogar oberhalb des entsprechenden Wertes. Über Lebensmittel und Supplemente zusammen erreichen Supplement-Nehmer im Mittel bei allen untersuchten Nährstoffen (mit Ausnahme von Jod) die jeweiligen Referenzwerte beziehungsweise überschreiten diese teilweise erheblich. Bei den Vitaminen B1, B2, B6 und C sowie Vitamin B12 (bei Männern) beträgt die mittlere Gesamtnährstoffzufuhr etwa das Doppelte des D A CH Referenzwerts und bei Niacin das Dreifache. Die von der EFSA angegebene tolerierbare Tageshöchstmenge wird insbesondere überschritten bei Magnesium und Vitamin A (von 16 % bzw. 13 % der jeweiligen Supplement-Nehmer). Bei Jod ist zu beachten, dass zur Berechnung der Jodzufuhr die Zufuhr über jodiertes Speisesalz bzw. über damit hergestellte Lebensmittel nicht berücksichtigt wurde.
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- 10.12.17 [Letzte Aktualisierung, online seit 21.7.13]
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