Montag, 1. Februar 2016

[ #medien ] Scripted Reality: Was X-Diaries für Jugendliche attraktiv macht.

Romantische Liebe, erotische Fantasien, moralische Aufreger und „Ablachen“ 

Scripted Reality. Scripted Reality-Formate sind Sendungen, in denen die Handlungen erfunden sind, die ästhetisch jedoch so produziert werden, dass sie aussehen wie ein dokumentarisches Format. Neben den etablierten Castingshow-Formaten, wie „Deutschland sucht den Superstar“ und „Germany’s next Topmodel“, stellen Scripted Reality-Formate ein vergleichsweise neues, insbesondere bei Heranwachsenden sehr beliebtes Programmformat dar. Eines dieser aktuellen Formate, das insbesondere Jugendliche anspricht, ist das Format „X-Diaries – Love, Sun und Fun“ (RTL2). Was zeichnet dieses Format aus? Was fasziniert Kinder und Jugendliche daran? Worin bestehen aus Perspektive des Jugendmedienschutzes die Probleme bzw. die Reibungspunkte? Was sollten Erwachsene – insbesondere Lehrkräfte – und Heranwachsende selbst zum Thema wissen? Wie können derartige Formate in die (medien-)pädagogische Arbeit eingebunden werden?

LfM-Dokumentation Online. Die in der Reihe „LfM-Dokumentation Online“ der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) veröffentlichten Ergebnisse der Einzelformatanalyse zur Sendung „X-Diaries – Love, Sun und Fun“ geben erste Einblicke in die Faszinationskraft, die für viele Heranwachsende von Scripted Reality-Formaten ausgehen. Studienleiterin Dr. Maya Götz: „Die Sendung bietet romantische Geschichten von der großen Liebe, ähnlich einer Daily-Soap oder einem Groschenroman. Es werden kritische Themen wie Sexualität und Moral thematisiert, jedoch meist so übersteigert, dass es für Jugendliche vor allem lustig ist. Die zum Teil bis ins Absurde getriebenen Geschichten über Familien aus bildungsfernen Milieus ermöglichen es, sich so richtig überlegen zu fühlen und ´abzulachen´. Das Format bietet Jugendlichen so eine angenehme Rezeptionsposition, bei der sie sich mal einfühlen, mal erotisch oder moralisch erregen können und die ihnen Selbsterhöhung ermöglicht – durch ein Herunterblicken auf ´die dummen Anderen´.“

Medienpädagogische Jugendarbeit. Die formatanalytische Untersuchungen zu aktuellen Programmformaten sollen die Interessierten, aber auch Pädagogen als Hintergrundinformationen für ihre Arbeit mit Heranwachsenden dienen. Andererseits bilden die Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Analysen die Grundlage für die medienpädagogische Handreichung „tv.profiler“. Diese sollen Lehrkräften – auch für Vertretungsstunden – in kürzester Form Materialien an die Hand geben, aktuelle Formate in Unterrichtskontexten behandeln zu können. Die Ergebnisse der „X-Diaries“-Analyse gehen gegenwärtig in die Konzeption und Erarbeitung der zweiten Ausgabe der LfM-Reihe „tv.profiler“ zum Thema „Scripted Reality“ ein, die in Kürze erscheinen wird.

[ #VORkoster ]


Inhaltsverzeichnis
Abstract 9
1 Forschungsgegenstand 11
   1.1 Forschungsleitende Fragen 11
   1.2 Ablauf der Studie 12
2 Medienanalytische Annäherung 12
   2.1 Das Format X-Diaries 13
   2.2 Die Berufswelten der Protagonistinnen und Protagonisten 14
           2.2.1 Die häufigsten Berufe der Männer und Jungen in X-Diaries 14
           2.2.2 Die häufigsten Berufe der Frauen und Mädchen in X-Diaries 14
   2.3 Typische Konstellationen und Geschichten 15
           2.3.1 Paarbeziehung im Urlaub: Disharmonie, Vertrauensbruch und Scheitern 15
           2.3.2 Familien im Urlaub: Eskalierter Streit wird geschlichtet 16
3 Rezeptionsuntersuchung 17
   3.1 Stichprobe 17
   3.2 Explorative Ergänzungen (Facebook-Community und Einzelfallanalyse) 20
   3.3 Die Ergebnisse zur forschungsleitenden Frage 1: Was interessiert Jugendliche und junge 20
           Erwachsene an X-Diaries und welche Rezeptionsposition nehmen sie ein?
           3.3.1 Einstiegsfragen: Die Nutzung und Gesamtbeurteilung der Sendung 20
           X-Diaries wird wenn, dann regelmäßig gesehen 20
           X-Diaries wird schon seit mehreren Monaten gesehen 21
           X-Diaries wird von vielen für richtig gut befunden 21
           3.3.2 Worum geht es in X-Diaries? 22
           Die Lesarten der Fans 22
           Welche typischen Geschichten erzählt X-Diaries? 25
           Typ 1: Die Inszenierung von romantischer Liebe mit Happy End: 25
           „Groschenromane“ für junge Frauen mit Anschlussfiguren
           Typ 2: Kribbelige Themen (Erotik und Moral) komisch und nichtproblematisierend erzählt 26
           Typ 3: Hochgerissene Spannungsbögen und karikierte Figuren 28
           3.3.3 Rezeptionsmotive 31
           Rezeptionsmotiv: Spannende Geschichten, attraktives Setting und „ablachen“ können 31
           Rezeptionsmotiv: Figuren mit ähnlichem schulischem Hintergrund und ähnlichen Erfahrungen 32
           als Anschlussfiguren
           Rezeptionsmotiv: Anschlusssituation Urlaubsstimmung 33
           Rezeptionsmotiv: „Ablachen“ 34
           3.3.4 Was die Nutzung vereinfacht: Unkomplizierter Einstieg in die Folgen 35
           durch Wochenrhythmus und Recaps
5           3.3.5 Gebrauchswert: Facebook als Gemeinschaft und Nähe zum Format 36
           3.3.6 Zusammenfassung zur forschungsleitenden Frage 1: Was X-Diaries für Jugendliche und 38
           junge Erwachsene attraktiv macht
       3.4 Die Ergebnisse zur forschungsleitenden Frage 2: 39
       Sehen regelmäßige X-Diaries-Zuschauerinnen und Zuschauer X-Diaries als gescriptet an?
           3.4.1 Uneindeutigkeiten in den offenen Aussagen 39
           3.4.2 Wie entstehen die Geschichten bei X-Diaries? 40
           3.4.3 Wer sind die Darstellerinnen und Darsteller in X-Diaries? 41
           3.4.4 Wie entstehen die Dialoge? 42
           3.4.5 Nutzungsmotiv: Die Vorstellung, mitspielen zu können 43
           3.4.6 Zusammenfassung zur forschungsleitenden Frage 2: 45
           Sehen regelmäßige X-Diaries-Zuschauerinnen und Zuschauer X-Diaries als gescriptet an?
       3.5 Die Ergebnisse zur forschungsleitenden Frage 3: Pädagogische Problembereiche 46
           3.5.1 Die subjektiv angenommene „Wirkung“ von X-Diaries 46
           3.5.2 Nicht-Erkennen des gescripteten Charakters 48
           3.5.3 Erotisierung und Sexualität 48
           3.5.4 Veränderung des Beziehungsbildes 50
           3.5.5 Werbung für bestimmte Urlaubsorte 50
           3.5.6 Zusammenfassung zur forschungsleitenden Frage 3: Pädagogische Problembereiche 51
4 Fazit 52
5 Literaturnachweis 54
6 Abbildungsverzeichnis 56
7 Autorinnen 56

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